Die allmähliche Fassade einer Form

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EINZIGARTIG
Die allmähliche Fassade einer Form
71 Kreisformen einer Wand in Offenbach am Main
Weißfrauen Diakoniekirche
Frankfurt am Main 2018
Installation / Ausstellungsansicht
Fotografien (Documentation)

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Mit dieser Arbeit wurden Teile einer Gebäuderückwand in Offenbach am Main reproduziert, mit den Mitteln der Fotografie, der digitalen Montage und des Direktdrucks.

Die Motive der Fotografien sind die aufgemalten Zierkreise der Wand, die sich gleichmäßig über die Hausrückseite verteilen. Die Kreise sehen an jedem Teil der Wand anders aus: durch das Material und die Räumlichkeit des Untergrundes, die Malweise, aber auch durch die Beschädigungen und Ausbesserungen. Neben der ursprünglichen Wandgestaltung sind so in den Fotografien vor allem Eingriffe, Veränderungen, Vergänglichkeit, Vergeblichkeit und das Verschwinden sichtbar.

Ganz selbstverständlich erscheinen die Bilder als eine einfache Sicht auf das Motiv. Sie sind jedoch immer die Summe vieler Sichtachsen.
Die Bilder werden aus mehreren Fotografien zusammengesetzt. Jeder Bildteil hat eine nahe­zu rechtwinklige Aufnahmeachse zum Motiv. Vertiefungen und Vorsprünge werden stufenweise aufgenommen und montiert, um Schrägen und perspektivische Flächengrößen-­Verschiebungen zu mini­mieren. Die Räumlichkeit wird vor allem plastisch dargestellt, als Illusion; durch Farb- und Tonwerte, Hell und Dunkel.
Die Arbeit bezieht sich somit doppelt auf die Malerei: im Motiv und in der Reproduktion.

Aus den zusammengesetzten hochauflösenden Dateien werden die Licht- und Farbstufen im Direktdruck auf grundierte Platten aus dem OWA-Deckensystem übertragen.

Die Drucke sind serielle Reproduktionen vorgefundener gemalter Formen. Gleichzeitig sind die Bilder Stellvertreter bzw. ein dokumentierter Teil der Wand eines Offenbacher Gebäudes, welches im Jahr 2020 abgerissen wurde.

Das Ergebnis der Arbeit ist eine Kreis-Bild-Abfolge (ca. 70 quadratische Bild-Platten, jeweils 62 Zentimeter groß). Im Bild-Fries sind die Dimensionen der Wand, die Positionen der Kreise und der Farbwechsel der ursprünglichen Gestaltung festgehalten.

Im Rastersystem der Installation wird das Maß der Bildplatten vervielfacht. Unterteilungen und Leerstellen zwischen den Winkelprofilen und den Flächen schaffen perspektivische Sichtachsen in den Raum, als Gegensatz zur Flächigkeit der aufgenommenen Malerei.
Mit Regal-Konstruktionen, in der alle Kreise abgelegt werden könnten, wird in der Ausstellung der Archiv-Gedanke aufgenommen.

In den Innenraum der Installation ist eine Videoarbeit eingefügt. Die Aufnahme einer ­flackernden Leuchtstoffröhre erscheint in diesem Video zweimal: auf der Fläche versetzt und um 12 Sekunden in der Zeitachse verschoben.
Obwohl der Zeitversatz in der Spanne des Kurzzeitgedächtnisses liegt, ist die Wieder­holungsphase nur schwer zu erkennen. Eher finden die Brüche der technischen Störung mit sich selbst in einen Dialog. Das Flackern teilt die Zeit: Anfang oder Ende.


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