Tag des Sieges

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Am 8. und 9. Mai, zum Tag des Sieges über den Faschismus, in Russland ein Feiertag, zeigen die großen Videomonitore in der Moskauer Innenstadt keine Werbung, sondern in dramatischen Filmsequenzen aus dem Zweiten Weltkrieg den Triumph der Roten Armee. Aus einer festen Position nimmt die Kamera die großen Monitore als zentralen Bestandteil der Stadt auf.
Im Jahr 2009 verbinden sich das Kriegsgeschehen auf den Monitoren, der Stadtverkehr und die wehenden Fahnen wie selbstverständlich zu parallelen Abläufen.
Im Jahr 2010 ist das Haus am Ufer – der Wohnort der Nomenklatura in den dreißiger Jahren – der Hintergrund für das Kriegsgeschehen auf dem Monitor und den Stadtverkehr.

Tag des Sieges. Moskau, 9. Mai 2009
Day of Victory. May 9, 2010
Apple HDV / Quicktime Movie
H.264 / 1920×1080 / 25p
Mute. 14 min 56 sec. Loop

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Tag des Sieges. Moskau, 9. Mai 2010
Day of Victory. May 9, 2010
Video Stills
Apple HDV / Quicktime Movie
H.264 / 1920×1080 / 25p
Mute. 17 min 56 sec. Loop

Transformatoren-Haus-Wand / Zwei Türen

Transformatoren-Haus-Wand_Moskau-2010_front

Graffiti dringen trotz des Verbots auch in die Moskauer Innenstadt vor. Als Ausdruck individueller Unangepasstheit werden sie nicht geduldet. Anstatt die Hauswände kostspielig zu erneuern, werden die Graffiti von offizieller Seite teilweise mit Öl- und Dispersionsfarben in verschiedenen Tönen übermalt. Es entstehen durch große, verschiedenfarbige Flächen strukturierte Hauswände.  
Einige dieser Hauswände werden systematisch Teil für Teil fotografiert und am Rechner zu Großbildern zusammengefügt. Die Beschaffenheit der Wand und die Farbstrukturen werden detailliert übertragen. Eine starke räumliche Illusion entsteht durch das Verbinden vieler Einzelperspektiven. Die Wandstücke mit den Spuren der Übermalung werden als großformatige Fotoarbeiten/Objekte in andere (Ausstellungs-)Räume gebracht.

 

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Zettel

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An den Rückseiten der Moskauer Supermärkte oder an Haltestellen werden Zettel geklebt. In der Regel werden sie von offiziellen Stellen wieder entfernt. Neue Zettel werden geklebt: Es handelt sich um private Angebote und Suchanzeigen für Zimmer, Wohnungen, Massage, Computerhilfe und Sofortkredite. Die Zettel bilden eine dicke, ausfransende Papierschicht.
Für die Foto-Installation wurde ein Wandstück abschnittweise aufgenommen und digital montiert. Das Zusammensetzen vieler Einzelperspektiven überträgt die Räumlichkeit des gewellten Papiers als
Illusion in die Montage. Als Ausdruck gelangen die inoffiziellen Inserate in einen anderen Raum.

 

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Zettel  Notes
Moscow. March 2010
Weißfrauen Diakoniekirche Frankfurt 2011
Installation / Exhibition View 
Photographs / Digital Montage
Pigment Print on adhesive-backed Film
500×150 cm

Bushaus

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An den Rückseiten der Moskauer Supermärkte oder an Haltestellen werden Zettel geklebt. In der Regel werden sie von offiziellen Stellen wieder entfernt. Neue Zettel werden geklebt: Es handelt sich um private Angebote und Suchanzeigen für Zimmer, Wohnungen, Massage, Computerhilfe und Sofortkredite. Die Zettel bilden eine dicke, ausfransende Papierschicht.
Die Videoarbeit zeigt die Rückwand einer Haltestelle, mit Zetteln beklebt, die sich bei einem Windstoß sacht heben und wieder zurücksinken. Parallel zu dieser Bewegung gewahrt man im Hintergrund durch das Glas oder gespiegelt die Bewegungen der Stadt. In der Videoinstallation scheint das Gebläse des Projektors den Wind für die Zettel zu erzeugen.

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Bushaus    Busstation
Moskau 2010
galerie baer. Dresden 2013
Video Installation / Exhibition View
Apple HDV / Quicktime Movie H.264 / 1920×1080 / 25p
Mute. 60 min. Loop

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Frankfurter Fenster

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Das ehemalige Gebäude der Oberfinanzdirektion in Frankfurt am Main an der Adickesallee: Aus einem Fenster im achten Stock wird der Blick auf die Stadt aufgenommen, indirekt, nur die Spiegelung in der Fensterscheibe. Die langsame Drehung des Fensters lässt die Gebäu­de der Stadtteile allmählich auf­tauchen und am anderen Rand verschwinden. Die Absätze der Wand, die durch die Fensterscheibe scheinen, und der Fensterrahmen gliedern das Videobild senkrecht. Der Horizont läuft waagerecht dagegen, genauso wie die Linien der Sichtblende, die in der Aufnahmezeit bewegt wird. Das Video beginnt und endet mit dem geschlossenen Fenster.

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Sturm auf Berlin

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Das Museum des Großen Vaterländischen Krieges, Poklonnaja Gora, in Moskau ist der Erinnerung an den Sieg der Roten Armee über den Faschismus im Zweiten Weltkrieg gewidmet. Der gigantische Baukomplex im Westen der russischen Hauptstadt wurde 1995 während der Ära Jelzin eröffnet; der Plan zur Errichtung einer solchen Gedenkstätte ging allerdings schon auf einen ZK-Beschluss von 1957 zurück. Auch im Russ­land 2.0 repräsentiert dieser symbolbeladene Ort das Herzstück der offiziellen postkommunistischen Staatspolitik, wie es die Feierlichkeiten zu den Jahrestagen des Sieges über Nazi-Deutschland immer wieder gezeigen.

Der Videoarbeit Sturm auf Berlin liegt eines der sechs Schlachten­dioramen zugrunde, die im Untergeschoss von Poklonnaja Gora, vielbesucht, gezeigt werden. In einer Kombina­tion aus Malerei und realen Objekten zeigt die museale Installation eine Kampfszene der Sowjetarmee in Berlin vor zerbombten Häusern und dem brennenden Reichstag. Historischer Bezug ist die finale Schlacht um Berlin vom 16. April bis zum 2. Mai 1945, die mit der Besetzung des Reichstagsgebäudes am 30. April durch die Rote Armee und der endgültigen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 2. Mai 1945 den Zweiten Weltkrieg beendete.

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LENIN

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Das Videos zeigt bildfüllend eine Leninbüste auf ihrem Platz in der Haupthalle des Leningrader Bahnhofs in Moskau, die von den Werbespots auf der gegenüberliegenden riesigen Videowand wie in einem Gewitter in dauernd wechselndes farbiges Licht getaucht wird. Die Büste, die in der Beleuchtung hervortritt und wieder im dunklen Hintergrund verschwindet, oszilliert zwischen Plastik und Zwei­dimensionalität.

LENIN
Moscow 2009
Capture 10
Digital Video (XGA or PAL)
Mute. 8 min 5 sec. Loop

LENIN

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Vor dahinziehenden dunklen Wolken und hinter den rhythmisch aufschießenden Fontänen eines Wasserspiels auf dem Moskauer Platz in Sankt Petersburg steht hoch aufragend eine in lebhafter Geste erstarrte Skulptur Lenins. Manchmal verdeckt das Wasserspiel das Denkmal. Das wechselnde Sonnenlicht zeigt die Leninskulptur plastisch oder flach als Schattenriss. Nebeneinander verlaufen drei unterschiedlich ausgerichtete Bewegungen: die horizontal ziehenden Wolken, die vertikal aufsteigenden Fontänen und das an- und abschwellende, schräg einfallende Sonnenlicht. Sie stehen in Gegensatz zur starren Präsenz der Skulptur.

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LENIN
Saint Petersburg 2009
Apple HDV / Quicktime Movie H.264 / XGA or PAL
Mute. 28 min 56 sec. Loop

ПРАВДА / PRAWDA

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20 km nördlich von Moskau liegt ein kleiner Ort mit dem durch die staatliche Tageszeitung der UdSSR bekannt gewordenen Namen „Prawda“. Prawda bedeutet Wahrheit und Gerechtigkeit.
Auf dem Bahnhof des Ortes warten Leute unter dem Ortsschild, das durch die durchfahrenden Züge ausgestrichen und dann immer wieder sichtbar wird.
Meine Präsenz auf dem anderen Bahnsteig und die deutlich sichtbare Videokamera wird von den Reisenden kommentarlos akzeptiert. Das lange Filmen wird zum Gegenstück des Wartens.

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